GALERIE culture & economics
zeigt
HERBERT ROSNER
vom 12.3.-30.4.2005
 

Zum Geleit

Genau vor 6 Jahren, etwa zum Zeitpunkt meiner Rückkehr in den heimischen Mühlenkreis, erfolgte die Eröffnung des Westfälischen Industriemuseums Glashütte Gernheim in Petershagen bei Minden. Diesen neuen Kunstort in der Abgeschiedenheit eines kleinen Weserdorfes in Ostwestfalen bewerte ich sowohl in Bezug auf die museale Darstellung der heimatlichen Historie als auch in Bezug auf die wechselnden zeitgenössischen Ausstellungen (teilweise mit internationalem Charakter) und in Hinsicht auf die vielfältigen Zusatzveranstaltun-gen als die gelungenste öffentliche Kultureinrichtung im Kreis Minden-Lübbecke. Unter der innovativen konzeptionellen und organisatorischen Leitung von Michael Funk findet ein höchst spannender und erfolgreicher Spagat zwischen Tradition und Moderne statt, der immer wieder für Überraschungen sorgt.
1999 - nur ein Jahr nach Eröffnung des Museums Glashütte Gernheim - ist quasi in der Nachbarschaft, ebenfalls in einem Dorf an der Weser, die Galerie culture & economics als international wirkendes Forum für Moderne Kunst eingerichtet worden. Der Kölner Künstler Herbert Rosner, mit dem ich bereits damals 10 Jahre lang im Dialog stand, hatte mich nachdrücklich zum Aufbau einer Galerie angespornt - und er hat mich regelmässig begleitet - und er hat Ostwestfalen entdeckt!

1999 eroberte Rosner mit der Ausstellung 'Metamorpho-sen' im Nu das regionale Publikum. Darüberhinaus bewegte er auch den Düsseldorfer Maler Profes-sor Walter Cüppers zu einer Ausstellung bei culture & economics. Dem lnstallationsprojekt 'Rahmenlos' mit dem Mindener Autodidakten Andreas Roefs (eine Kooperation mit der Tonindustrie Heisterholz, heute Lafarge) verhalf Rosner durch seine engagierte Mitarbeit zu überregionaler Anerkennung. Und im vergangenen Jahr gelang es Rosner gar, seinen ehemaligen Lehrer, den bekannten Avantgardisten Hans Salentin, von der Austellungssituation bei culture & economics zu überzeugen: Zweifellos eine der spektakulärsten Ausstellungen in den ersten 5 Galeriejahren. Ich danke Herbert Rosner für seine uneingeschränkte künstlerische und menschliche Verbundenheit!
Nach 5 Jahren nun ist Herbert Rosners Kunst wieder in Ostwestfalen zu sehen. Mit vielschichtigem Stimmungsgehalt zeigt er gleich in zwei Ausstellungen neue Facetten seines Schaffens. Im Glasmuseum liegt der Schwerpunkt auf der Objektkunst. In der Galerie werden im März und April 2005 erstmals die Ergebnisse der "Rückkehr zum Tafelbild" der Öffentlichkeit vorgestellt.
Rosners neuerlich verstärktes Unterfangen ist das poetische Durchdringen und Erfassen der Welt. Dieses Anliegen stellt eine große Herausforderung dar, die vom Künstler ohne jegliche Verklärung gemeistert wird. Immer wieder kommen einerseits die Liebe zum Alltagserleben und andererseits die Kritik an der pseudo-modernen Ästhetik des Alltags zum Vorschein. Rosner findet in seinen Objekten und Bildern aber jedesmal zu einer ausgewogenen, weisen Synthese, die sich nicht in weltverbessernden Statements ergeht.

Rosner bewertet, beanstandet, ist voller Bedenken; rüttelt aber nicht hektisch auf, ist vor allem kein Aggressor. In Rosners Kunst ist stets ein minimaler, aber tiefgehender Hinweis auf Glücksmomente zu finden, ohne die ein Dasein nicht lebenswert ist. Auf die Unwiederbringlich-keit des Augenblicks ist der Ansatz des Künstlers fokussiert.
In seiner aktuellen Schaffensperiode gibt Herbert Rosner zu erkennen, dass er sich selbst gefunden hat. Und Herbert Rosner ist zuversichtlich: Mit seinem spezifischen künstlerischen Balancement möchte er zum bedachtsamen Fortbewegen anregen.
Ich wünsche den Gästen der Rosner-Ausstellungen eine gelassene Mobilisierung ihrer Gefühlskräfte.

© Dr.Ulrike Rathert, Oktober 2004


 

__________Das romantische Prinzip 2005

 

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